Lägelisnacht – eine liebe Tradition 

 

Seit 1927 wird in Flawil jeweils am Dienstag nach St. Othmar die Lägelisnacht gefeiert. In diesem Jahr wird sich der Räbeliechtli-Umzug wieder an einem Dienstag im November durch die Strassen Flawils bewegen. Bei vielen werden bei diesem Wort schöne Erinnerungen an die eigene Kindheit wach. Daran, wie die Räben ausgehöhlt, geschnitzt, wie die Leiterwagen liebevoll mit Tannenreisig geschmückt wurden. Und an die leckere Wurst mit Brot, den verdienten Lohn fürs Mitmachen.

Es bleibt ein Geheimnis
Jeder Flawiler, jede Flawilerin kennt die Lägelisnacht. Gäste werden beim Wort Lägelisnacht aber wohl vorerst etwas ratlos dreinschauen. Woher kommt der Brauch, der seit bald 100 Jahren Jahr für Jahr Kinder- aber auch Erwachsenenaugen strahlen lässt? Über den Ursprung dieser liebgewordenen Tradition gibt es verschiedene Erklärungen. Ganz genau kennt niemand den Ursprung, dieser bleibt wohl für immer ein Geheimnis. Eine mögliche Geschichte basiert auf der Otmar-Legende. Danach soll die Leiche von Otmar, des ersten St. Galler Abtes, im Jahr 859 von der Insel Werd nach St. Gallen überführt worden sein. Während der beschwerlichen Fahrt durch Sturm und Nebel soll der in einem Holzfass, dem so genannten Lägel, mitgeführte Wein nie ausgegangen sein. Wein spielt auch in einer anderen Geschichte eine Rolle. So soll ein Pfändler eines Abends im November mit seiner Lägelenfuhre guten Waadtländer Wein wohlbehalten nach Flawil gebracht haben, was denn von den Flawiler auch gebührend gefeiert worden sei.

Hunderte von Kunstwerken
Das können die Flawilerinnen und Flawiler. Und das tun sie denn auch während der Lägelisnacht ausgiebig. Die Kleinen wie die Grossen. Für die Kinder beginnt die Lägelisnacht mit den Vorbereitungen. Hunderte von Räben und Kürbisse werden ausgehöhlt und mit kunstvollen Schnitzereien verziert. Mit Tannenreisig werden die Leiterwägeli, die während des Jahres da und dort ein eher trübseliges Dasein in Kellern und Estrichen fristen, liebevoll dekoriert. Die Kerzen werden bereitgelegt. Und dann heisst es sich gedulden – bis am Dienstag nach St. Otmar.

Ein riesiges Glühwürmchen
Um 18.15 Uhr werden die Kinder  „erlöst“. Dann besammeln sie sich bei der Westausfahrt, westlich des SBB-Gebäudes. Sie formieren sich zu einem imposanten Umzug, der sich durch die dunklen Strassen bewegt. Ab 18.45 Uhr schlängelt sich der Umzug einem riesigen Glühwürmchen gleich entlang der Oberdorf- und Schulstrasse, der Westausfahrt, der Krankenhaus-, Oberdorf-, Enzenbühl-, Wiler-, Bahnhof-, Oberdorf- und der Schulstrasse. Begleitet werden die Kinder von Musikgruppen, Fackelträgern und von Behördemitgliedern. Und belohnt werden sie am Schluss des Umzuges mit Wurst und Brot.

Organisiert wird der Lägelisnacht-Umzug, übrigens einer der grössten Räbeliechtli-Umzüge in der Schweiz, jeweils vom Verkehrsverein. Die Verantwortlichen bitten die Anwohner der Umzugsroute, Schaufenster- und Reklamebeleuchtungen auszuschalten, damit die kunstvoll geschnitzten Räbeliechtli auch wirklich schön zur Geltung kommen.